(Potentielle) Vorteile der peroralen endoskopischen Myotomie (POEM)
Freie Wählbarkeit der Länge der Myotomie
Der Länge der Myotomie ist beim POEM-Verfahren kaum eine Grenze gesetzt. Prinzipiell ist es möglich die komplette Speiseröhre zu myotomieren. Die Möglichkeit eine längerstreckige Myotomie anzulegen kann besondere Bedeutung bei der Typ III Achalasie haben. Bisherige Beobachtungen legen nahe, dass durch die Myotomie der gesamten Zone in der krankhafte Kontraktionen auftreten eine besonders gute Kontrolle des Symptoms Brustschmerzen zu erzielen ist.
Bessere Kontrolle von Brustschmerzen/ Krämpfen der Speiseröhre
Die Überlegenheit des POEM Verfahrens bei der Konzrolle von Brustschmerzen zeigen sowohl die eigenen Erfahrungen und wird auch durch die aktuelle Datenlage zu POEM in der Literatur reflektiert.
- Freie Wählbarkeit des Ortes der Myotomie (Vorderwand, Hinterwand, Seitenwand der Speiseröhre)
Die freie Wählbarkeit des Ortes der Myotomie hat besondere Bedeutung für die Durchführung von Wiederholungseingriffen. Ist im Falle eines Dysphagie-Rezidivs (Wiederauftreten von Schluckbeschwerden) eine neuerliche Operation erforderlich, so kann die Myotomie mit POEM beispielsweise an der Speiseröhrenhinterwand angelegt werden.
Sehr exakte Durchtrennung der einzelnen erkrankten Muskelfasern
Die POEM Prozedur ist sehr exakt. Die einzelnen Muskelfasern in der Wand der Speiseröhre können auf dem Monitor sehr exakt erkannt werden und Schritt für Schritt praktisch einzeln durchtrennt werden.
Keine Mobilisation (Freilegung) der Speiseröhre von außen
Im Gegensatz zur laparoskopischen Heller Myotomie (LHM) ist bei POEM keine Mobilisation der Speiseröhre von außen erforderlich. Die Speiseröhre bleibt in ihrer natürlichen Aufhängung (Fachbegriff “phrenoösophageale Membran”). Dies ist möglicherweise vonb Vorteil hinsichtlich der Erhaltung natürlicher Antirefluxmechanismen, also Mechanismen gegen Rückfluss von saurem Mageninhalt in die Speiseröhre.
Vermeidung des Eingriffs am Bauchraum
Die Vermeidung des Eingriffs am Bauchraum hat natürlich besondere Bedeutung bei voroperierten Patienten. Wenn bereits eine Voroperation im linken Oberbauch und insbesondere an Speiseröhre und Magen stattgehabt hat, kann eine laparoskopische Operation schwierig sein. Die POEM Prozedur ist allerdings – nach eigener Erfahrung und Literaturangaben – mit gleicher Technik möglich.
Keine Inzisionen (Schnitte) an der Bauchdecke
Die Vermeidung von Inzisionen an der Bauchdecke sollte nicht überbewertet werden. Auch bei der Laparoskopischen Heller Myotomie sieht man von den für den Eingriff erforderlichen Schnitten (5 Schnitte: 5mm, 5mm, 10mm, 12mm, 12mm) bei den meisten Patienten nach 3 bis 6 Monaten fast nichts mehr (eine gute Wundheilung vorausgesetzt). Aus unserer Sicht ist der kosmetische Vorteil von POEM zwar auch gegeben, ist aber für uns nicht das ausschlaggebende Argument für die Vorteilhaftigkeit von POEM. Hier wiegen andere oben genannte Aspekte aus unserer Sicht mehr.
(Potentielle) Nachteile der peroralen endoskopischen Myotomie (POEM)
Noch kein höchstrangiger kontrollierter wissenschaftlicher Vergleich („prospektiv randomisierte Studie“) mit dem bisherigen Standardverfahren, der laparoskopischen Myotomie
Auch diese höchstrangige wissenschaftliche Vergleich im Rahmen einer solchen direkt die beiden Verfahren vergleichenden Studie ist zu fordern und wird daher aktuell unternommen. Die entsprechende Studie, an der auch Professor von Rahden mit 23 entweder mit POEM oder LHM+Dor behandelten Patienten teilgenommen hatte, ist inzwischen fertig und auch zum Teil ausgewertet und wird in Kürze publiziert werden.
(Potentielles) Infektionsrisiko
Bei POEM wird mit einem mit Keimen der Mund-, Rachen- und Speiseröhrenflora kontaminierten Endoskop in der Wand der Speiseröhre gearbeitet wird. Hierdurch besteht potentiell ein Kontraminations- und auch Infektionsrisiko im submukosalen Tunnel. Allerdings sind in der Literatur und der eigenen Erfahrung bislang keine Infektionskomplikationen beschrieben, zumal auch standardmäßig eine Antibiotika-Prophylaxe durchgeführt wird
Erhöhte Rate an gastroösophagelem Reflux nach POEM
Studien haben inzwischen bestätigt, dass nach POEM eine im Vergleich zur LHM+Dor Prozedur eine erhöhte Rate an postoperativem gastroösophagealem Reflux auftritt, das heißt bei einigen Patienten “läuft” nach der POEM messbar mehr Säure aus dem Magen in die Speiseröhre hinauf. Wie dies aus unserer Sicht zu bewerten ist, und warum POEM trotzdem ein sehr gutes und heute nicht mehr wegzudenkendes Therapieverfahren zur Achalasie-Behandlung ist, wird in einem eigem eigen Artikel zum “Postoperativen Reflux nach POEM” dargestellt und diskutiert. Meist führt der Reflux nämlich nicht zu einem Leidensdruck und ist durch Säureblocker (sog. PPI, Protonenpumpeninhibitoren) konservativ gut behandelbar.
Wurde am 02.12.2021 von Prof.v. Rahden in der Salzburger Uniklinik per POEM operiert am 04.12.2021.leichte Kost ohne Schmerzen und Nebenwirkungen. Kann mich auf diesem Weg nur bedanken ein langer Leidensweg scheint zu Ende. Ein herzliches Dankeschön dem gesamten Team der Uniklinik, solche Kompetenz in Zeiten wie diesen ist bewundernswert.